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Nationale Kontaktstelle für Wissenstransfer und Geistiges Eigentum

Arten des Wissenstransfers

Technologietransfer

Der Begriff Technologietransfer ist älter und enger gefasst als Wissenstransfer. Er fokussiert tendenziell auf den Transfer von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Richtung Wirtschaft und Industrie. Transferiert werden die Technologien (technologisches Know-how) in Produkte und Dienstleistungen (siehe: Innovations-Management, Tintelnot, Meißner, Steinmeier, Springer-Verlag, ISBN 978-3-642-58427-5, 1999, Deutsch, 363 S.)

Das Hauptziel ist die Unterstützung der Universitäten und Forschungseinrichtungen in ihrer Rolle als Wissensanbieter durch Schutz, Lizensierung und Kommerzialisierung ihres Wissens.

Der Wandel der Universitäten von reinen Wissensanbietern hin zu Mitgestaltern des Wissensschöpfungs- und Innovationsprozesses, von einem linearen Modell hin zu einem systemischen Modell, verlangt nach einer breiteren Unterstützung als nur die technologieorientierte Unterstützung. Dieses breitere Verständnis der Rolle der Universitäten hat zur Entwicklung von Knowledge Transfer Offices (KTO) geführt. Sie haben das Ziel der Wissensmitgestaltung

(siehe: Knowledge Transfer from Public Research Organisations, Europäisches Parlament, 2012, Englisch, 118 S.,  Boosting Open Innovation and Knowledge Transfer in the European Union Europäische Kommission, 2014, Englisch, 76 S.).

Im Technologietransfer unterscheiden Koschatzky bzw. Walter vertraglich-institutionelle Transferaktivitäten und »weiche« Aktivitäten, wenn auch in der Praxis kaum klare Grenzen zu erkennen sind. Zu den weichen Aktivitäten zählen:

  • Informationstransfer
  • Personaltransfer
  • technisch-wissenschaftliche Ausbildung.

(Siehe: Technology Transfer, Innovation Networking and Regional Development, Koschatzky, 1996, ISI-A-10-96, Englisch; Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Walter, 1992, 1997, Springer-Verlag, 2013, ISBN 3322820017, 9783322820013, Deutsch, 300 S.; Innovationsmanagement)

Informationstransfer

Unter Informationstransfer versteht man die Aufbereitung von Veröffentlichungen und Patenten sowie die Vermittlung von Kontakten, Ansprechpartnern, Fachkräften und Sachverständigen (siehe: Innovations-Management, Tintelnot, Meißner, Steinmeier, Springer-Verlag, ISBN 978-3-642-58427-5, 1999, Deutsch, 363 S.).

Darüber hinaus dienen auch

  • der Zugang über Datenbanken,
  • die Präsentation von Forschungsergebnissen auf Messen und Veranstaltungen,
  • Weiterbildungsangebote zur Vermittlung neuester Erkenntnisse,
  • Beratungsleistungen,
  • Auftragsforschung,
  • Forschungstransfer und
  • informelle Kontakte

dem Informationsaustausch (siehe: Good Practise Report, Le Bris, Pousttchi, Suszka, 2010, Deutsch). In Bezug auf den Informationstransfer durch Datenbanken sei auf die European Science Cloud-Initiative verwiesen.

Personaltransfer

»Personaltransfer bezeichnet die zeitweilige oder auch längerfristige Mitarbeit von [Forschenden und technischem Personal in Unternehmen bzw. von Angestellten industrieller Forschungs- und Entwicklungsabteilungen] in Forschungseinrichtungen.« (siehe: Innovations-Management, Tintelnot, Meißner, Steinmeier, Springer-Verlag, ISBN 978-3-642-58427-5, 1999, Deutsch, 363 S.)

Dazu gehören insbesondere

  • der Personalaustausch,
  • das Anbieten von Praktikumsstellen,
  • die Beschäftigung von Personen vor Abschluss des Studiums oder Doktorates bzw. mit gerade abgeschlossener Ausbildung,
  • der Austausch von Forschenden bei konkreten F&E-Projekten,
  • Lehraufträge von Unternehmensangehörigen,
  • die Kooperation in F&E-Projekten und
  • die Teilnahme an transferbezogenen Netzwerken.

(siehe: Good Practise Report, Le Bris, Pousttchi, Suszka, 2010, Deutsch)

Bei der Gründung eines Spin-offs, also der Ausgründung eines neuen Unternehmens aus einer bestehenden Organisation, fallen Personaltransfer und Technologietransfer zusammen. Oft können wertvolle Synergien durch Informationsaustausch mit der Hochschule genützt werden. [Vergleiche: Ausgründungen aus wissenschaftlichen Einrichtungen als Form des direkten Technologietransfers/Technologietransfer – Anforderungen und Entwicklungstendenzen, Heukeroth, Pleschak, Fraunhofer IRB Verlag, ISBN: 3-8167-6275-1, 2003, Deutsch, S. 75 – 80]

Die europäischen Förderprogramme unterstützen Personaltransfer vornehmlich durch die Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen in der Säule »Wissenschaftsexzellenz« von Horizon 2020 (H2020).

Öffnung und Bereitstellung sachlicher Güter und von Infrastruktur

Das Öffnen und Bereitstellen sachlicher Güter und von Infrastruktur bedeutet, dass Kooperationspartner die apparativen Einrichtungen, Labors, Werkzeuge, Anlagen und Infrastruktur der eigenen Organisation nutzen dürfen.

Besonders für KMUs ist diese Art des Transfers von Bedeutung, wenn sie sich aus Kostengründen keine eigenen Apparate oder Geräte anschaffen wollen, ein bestimmtes Spezialgerät fehlt oder ein Gerät zunächst nur für den Versuchsablauf getestet werden soll. Sachmitteltransfer kann somit eine zusätzliche Transferleistung von Wissenschaftseinrichtungen darstellen, die Unternehmen  unterstützt, indem sie sachliche Güter bereitstellt.

Gemeinsame Forschungseinrichtungen

In diesen Einrichtungen arbeiten sowohl Forschende der Hochschulen als auch der Industrie gemeinsam an komplementären Forschungsthemen. Unternehmen können sich dabei auch auf die Rolle eines reinen Zuwendungsgebers beschränken. Räumliche Nähe als Grundlage verstärkter Interaktionen zählt zu den Grundgedanken dieser Kooperationsform (siehe: Good Practise Report, Le Bris, Pousttchi, Suszka, 2010, Deutsch)

Das Programm »Forschungsinfrastrukturen« in Horizon 2020 fördert die Vernetzung bestehender Forschungsinfrastrukturen aller wissenschaftlichen Disziplinen mit anderen, ähnlichen Einrichtungen in Europa. Gemeinsam sollen Dienstleistungen für europäische Spitzenforschende angeboten werden. Darüber hinaus wird die Planung neuer pan-europäischer Infrastrukturen entlang einer strategischen Roadmap gefördert (Vergleiche: Forschungsinfrastrukturen, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), Deutsch)

Dieser Text ist ein Auszug aus der NCP-IP-Broschüre Europäisches Wissen Transferieren“.

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